Jeanne Hersch

die herausragende Genfer Philosophin

  • Schrift vergrößern
  • Standard-Schriftgröße
  • Schriftgröße verkleinern

Wer war Jeanne Hersch?

http://www.jeanne-hersch.ch/images/jeanne_hersch01_250.jpg

Jeanne Hersch war eine dezidierte Frau, eine aussergewöhnliche Persönlichkeit, eine Zeitzeugin und Zeitkritikerin des 20. Jahrhunderts, eine Kritikerin vor allem des Nationalsozialismus und des Kalten Krieges, aber auch der 70er- und 80er-Jahre. Sie war fähig, ihre Gedanken in freier Rede zu formulieren, nicht nur auf Französisch, sondern auch auf Deutsch und Englisch. Sie überzeugte und begeisterte. Aber sie konnte ihre Gegner auch nerven. Der "liebende Kampf um der Wahrheit Willen", wie sie jeweils ihren grossen Lehrer Karl Jaspers zitierte, war ihr ein grosses Anliegen. Ihre Hauptthemen waren Freiheit und Verantwortung, die Sinnfrage, Erziehung, die Menschenrechte, Demokratie, Schweiz und Europa. Sie war eine begnadete Lehrerin.

 

Lebenslauf von Jeanne Hersch in Kürze

1910
Geboren am 13. Juli in Genf als Tochter des Liebmann Hersch, Professor der Demografie und Statistik an der Universität Genf, und der Ärztin Liba Hersch-Lichtenbaum, polnisch-jüdischer Immigranten, die aus Wilno (Litauen) bzw. aus Warschau stammten und 1904 in die Schweiz eingewandert waren

1917
Geburt der Schwester Irène

1925
Geburt des Bruders Joseph (gestorben 2012)

1928
Matur und Beginn des Studiums der Literaturwissenschaften

1929-1932
Reise nach Heidelberg, Begegnung mit Karl Jaspers und Beginn des Studiums der Philosophie

1933
Reise nach Freiburg im Breisgau, Besuch der Lehrveranstaltungen Martin Heideggers. Rückkehr nach Genf, Staatsexamen in Literaturwissenschaft mit einer Arbeit über Henri Bergson

1933-1956
Lehrerin für Französisch und Latein, später für Philosophie an der École Internationale in Genf

1935-1936
Aufenthalt in Chile und Reise durch Lateinamerika und Nordafrika

1936
Prix Amiel für L’Illusion philosophique von der Universität Genf. Veröffentlichung ihres ersten Buchs: L’illusion philosophique (Die Illusion — der Weg der Philosophie)

1938-1939
Aufenthalt in Thailand, Begleitung der Königlichen Familie durch das Land als Lehrerin für die drei Kinder

1942
Veröffentlichung des Romans Temps alternés (Begegnung)

1946
Promotion in Philosophie mit der Dissertation L’être et la forme

1956-1977
Professorin an der Universität Genf, Lehrstuhl für Systematische Philosophie

1956
Veröffentlichung von Idéologies et réalité (Die Ideologien und die Wirklichkeit)

1959
Gastsemester an der Pennsylvania State University

1961
Gastsemester am Hunter College der State University of New York

1966-1968
Direktorin der Abteilung Philosophie der UNESCO in Paris

1968
Veröffentlichung von Le droit d’être un homme (Das Recht ein Mensch zu sein). Leseproben aus aller Welt zum Thema Freiheit und Menschenrechte. Idee, Konzept und Auswahl von Jeanne Hersch, im Auftrag der UNESCO

1970-1976
Mitglied des Exekutivrates der UNESCO und der Schweizerischen UNESCO-Kommission.

1972
Verleihung der Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Basel

1973
Preis der Fondation pour les droits de l’homme

1973-1994
Präsidentin der Karl Jaspers-Stiftung in Basel

1975
Veröffentlichung von Die Unfähigkeit, Freiheit zu ertragen

1976
Veröffentlichung von Die Hoffnung, Mensch zu sein

1978
Veröffentlichung von Von der Einheit des Menschen. Gastsemester an der Colgate University, Hamilton/N.Y. und der Université Laval in Quebec

1979
Montaigne-Preis. Spinoza Medaille

1980
Max Schmidheiny-Freiheitspreis

1981
Veröffentlichung von L’étonnement philosophique (Das philosophische Staunen). Veröffentlichung der Antithesen zu den „Thesen zu den Jugendunruhen 1980“ der Eidgenössischen Kommission für Jugendfragen. Der Feind heisst Nihilismus

1985
Preis Max Petitpierre

1986
Veröffentlichung von Éclairer l’obscur (Schwierige Freiheit, Gespräche mit Jeanne Hersch, hrsg. v. Gabrielle und Alfred Dufour)

1987
Albert Einstein-Medaille

1988
Prix UNESCO für Menschenrechts-Erziehung

1989
Veröffentlichung von Quer zur Zeit

1990
Veröffentlichung von Temps et musique

1992
Veröffentlichung von Im Schnittpunkt der Zeit. Karl Jaspers-Preis

1993
Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät der Universität Oldenburg

1998
Ehrendoktor der EPF Lausanne

2000
Gestorben am 5. Juni in Genf